wurzel´s Weblog

Nichts, als die ganze Wahrheit über sein Auslandssemester in Lund

Hej,
eigentlich habe ich einen eigenen Weblog, aber da Florian so nett war, ein Skript zu schreiben, das meine Einträge automatisch hier rein schreibt, kommt Ihr sogar auf mims-welt.de in den Genuss von einem Hauch von Schweden.
Optimaler ist natürlich, meinen Weblog direkt unter www.lund.christianmeesters.de zu besuchen.
Wo auch immer Ihr meine Berichte lest, ich wünsche Euch viel Spaß dabei!

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Wie Schweden sich von Deutschland unterscheidet
geschrieben am 28.09.2006 - sichtbar für alle

Angeregt von Miriams Berichten aus Irland, möchte ich nun auch mal versuchen zu beschreiben, wie sich Schweden von Deutschland unterscheidet.

Anfangen möchte ich erst mal mit dem, was offensichtlich ist. Natürlich spricht man hier in Lund kein Deutsch, sondern Schwedisch, obwohl es erstaunlich viele Schweden gibt, die in der Schule Deutsch gelernt haben. Es dürfte ca. die Hälfte der Schweden Deutsch in der Schule gelernt haben, da es an den meisten Schulen die Wahl zwischen Deutsch und Französisch gibt.
Sehr positiv ist, dass der Großteil der Menschen hier gutes Englisch spricht, was man in Deutschland nicht unbedingt behaupten kann.

Weiter machen möchte ich mit dem, was ebenfalls schon viele Leute wissen - Alkohol ist hier unglaublich teuer. Alkohol darf man hier erst ab 18 Jahren kaufen und es gibt, sofern es sich nicht um Alkoholika mit nur 3,5 Vol.% handelt, ein Monopol über den Alkoholverkauf. Alkohol über 3,5 Vol% kann man nur im sog. Systembolaget erwerben und dafür muss man sogar 20 Jahre alt sein.

Bedingt durch die hohen Preise und die Nations, eine Art von Studentenverbindungen, gibt es hier in Lund keine Studentenkneipen. Will man abends weg gehen, so gibt es jeden Abend mehrere verschiedene Nations, die Party oder eine einfache Bar anbieten. Dort gibt es Getränke zu relativ verträglichen Preisen. Als Student in Lund muss man Mitglied in einer Nation werden und kann dort verschiedene Angebote wahrnehmen. Das Studentenleben außerhalb der Uni findet also zum Großteil in den Nations statt. Etwas vergleichbares habe ich in Deutschland noch nicht gesehen.

Bleiben wir beim Einkaufen. Die Öffnungszeiten hier sind, wie ich finde, sehr angenehm, denn die Supermärkte haben teilweise bis 23 Uhr und auch am Sonntag geöffnet. Wenn einem in Deutschland an einem Samstag spät abends einfällt, dass am nächsten Tag Sonntag ist und man keine Lebensmittel mehr im Haus hat, ist man ein wenig aufgeschmissen. Hier ist es ganz angenehm und es wird mir vermutlich schwer fallen, mich wieder daran zu gewöhnen, dass in Deutschland die Geschäfte schon um 20 Uhr schließen und Sonntag komplett geschlossen bleiben.

Bei meinem ersten "Großeinkauf" fiel mir auch auf, dass die Schweden gesalzene Butter oder Margarine lieben. Da ich Margarine wegen der Konsistenz wesentlich praktischer, als Butter finde, habe ich zunächst versucht, ungesalzene Margarine zu finden. Da steht man also vor einem großen Regal voller unterschiedlicher Margarinesorten und wird alleine trotzdem nicht fündig. Also habe ich einen Angestellten im Supermarkt gefragt, der etwas erstaunt über meine Frage guckte, mir aber bereitwillig half. Er war aber nicht erfolgreicher, als ich, weshalb er einen weiteren Kollegen herbei bemühte, der sich sicher war, dass es so etwas nicht gäbe. Trotzdem versuchte er sein Glück, aber irgendwann entschied ich mich, mir ein Paket Butter zu kaufen, denn diese war im ungesalzenen Zustand nicht so schwer zu finden.

Nachdem ich mein erstes Brot gegessen hatte, wusste ich auch, weshalb die Schweden so sehr auf gesalzene Butter oder Margarine stehen. Irgendwie muss man schließlich das gesüßte Brot kompensieren. Nicht dass es einfacher und auch wesentlich billiger wäre, Margarine nicht zu salzen und Brot nicht eine Extraportion Zucker hinzu zu fügen, nein diese Kombination ist hier Standard. In unserem Schwedischkurs hatte sogar eine Gruppe, als wir uns in der Stadt nach verschiedenen Sachen auf Schwedisch erkundigen sollten, die Aufgabe nach ungesüßtem Brot zu fragen. Es soll nicht so einfach gewesen sein, aber man kann es finden, wenn man die Augen auf macht. Ich habe mich aber mittlerweile an das gesüßte Brot gewöhnt und halte nicht extra nach ungesüßtem Ausschau.

Da Einkaufen so schön ist, bleiben wir auch noch etwas beim Thema. Lebensmittel scheint es hier nicht oder nur selten in den gewohnten handelsüblichen Mengen zu geben. Wenn man etwas, wie z. B. Spaghetti kauft, ist das Minimum ein Kilo. Ähnliches gilt für Reis, Käse und viele andere Lebensmittel.

Schokolade gibt es zwar in den normalen Mengen, aber sie kostet wesentlich mehr. Bisher habe ich noch nirgendwo Schokolade unter 10 SEK/100 g gefunden, was ca. 1,08 EUR entspricht. Meistens kostet Schokolade aber 15 SEK aufwärts (Die gute Schokolade von Lindt kostet 25 SEK). Deshalb habe ich mir, als ich bei dem Supermarkt in der Nähe von Michael, als wir dort Zutaten für Hamburger kaufen waren, direkt einige Tafeln auf Vorrat gekauft, da diese nur 10 SEK kosteten. Er hat mich sofort zum Schokoladen-Junkie abgestempelt, aber mir ist der Weg einfach zu weit, nur um Schokolade zu kaufen.

Um endlich mal weg vom Einkaufen zu kommen, leite ich über zum Essen selber. Jeder deutsche Student kann sich glücklich schätzen, dass es in Deutschland so etwas, wie Mensen gibt. Eine Mensa kennt man hier nicht, weshalb man also entweder auswärts essen gehen kann, was allerdings auf die Dauer teuer werden kann, oder sich selber verpflegen. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit in einer der Nations zu essen, da diese zum Teil Mittags Lunch anbieten. Dies habe ich schon zwei Mal ausprobiert und war davon nicht sehr begeistert. Das Essen war jeweils relativ kalt und die Beilagen, wie z. B. Salat waren schon ausverkauft, obwohl wir nur wenige Minuten nach 12 kamen. In einer Mensa ist es nicht so schlimm, wenn eine Beilage mal nicht mehr da ist, denn es gibt meistens mehrere, dies ist hier aber nicht der Fall. Somit mussten wir unseren restlichen Hunger mit dem süßen Brot und der salzigen Margarine stillen.

Ich glaube nicht, dass ich noch einmal in einer Nation zum Lunch gehen werde, denn so schlecht sind meine Kochkünste auch wieder nicht, dass ich nicht damit mithalten könnte. Und wenn es mal nicht gut ist, bin ich immerhin selbst dafür verantwortlich.

Da Kochen manchmal sehr Zeitaufwändig sein kann und manche Schweden nicht gerne kochen, kommt es schon einmal vor, dass jemand aus unserer WG alle acht (8!!!) Herdplatten blockiert, um irgendein Fleischgericht aus der Dose in rauhen Mengen vorzubereiten, um es anschließend in vielen kleinen Plastiktüten einzufrieren.
Was mir außerdem in unserer WG aufgefallen ist, ist die Mülltrennung. Diese ist hier zwar auch vorhanden, doch funktioniert sie etwas anders. Papier wird in Altpapier, wie Zeitungen, Werbung, normales Papier usw. und in Verpackungskarton, worunter -welche Überraschung- Karton und aber auch Tetrack zählen, getrennt. Plastick wird ebenfalls gesondert gesammelt, wobei sich nur Hartplastick Plastick nennen darf. Tüten, die aus Plastick sind, gehören nämlich in den Restmüll. Außerdem werden Dosen jeglicher Art, Weißglas und gefärbtes Glas gesondert gesammelt. Jeder andere anfallende Müll, gehört in den Restmüll.

Mülltrennung scheint vielen Schweden aber zu aufwändig zu sein, weshalb ein Großteil doch im Restmüll landet.

Jetzt habe ich so schön für jeden Punkt eine Überleitung gefunden und jetzt fällt mir für die verbleibenden Punkte keine mehr ein. Also mache ich nun einen harten Bruch und gehe zur Uni über.

Die Kurse hier sind wesentlich weniger praktisch, als bei uns in Bonn. Während ein Kurs in Bonn über vier Wochen von morgens 9 bis abend um 5 aus fast nur Laborarbeit besteht, habe ich hier bisher noch kein einziges Labor von innen gesehen. Vielmehr habe ich Vorlesungen, wobei ich noch einer derjenigen bin, die häufig in die Uni müssen. Ich habe jeden Tag zwischen 3 und 6 Sunden Vorlesungen, wogegen Leute aus anderen Fächern in der Woche maximal 6 Stunden haben.

Bei längeren Vorlesungen über drei Stunden, versteht es sich hier eigentlich von selbst, dass man nach einer Stunde 15 Minuten Pause macht, die sich aber häufig noch etwas ausdehnen. Nicht ungerne geht man sich dann einen Kaffee holen, der sich hier in Schweden auch vom deutschen Kaffee unterscheidet. Er ist stärker und um ihm mit Milch eine bräunliche Farbe zu geben, muss man schon fast dieselbe Menge Milch verwenden.

In den Pausen kann man sich auch ganz nett mit den Dozenten unterhalten, was anfangs etwas ungewohnt ist, da man sich in Schweden generell mit Vornamen anspricht. Eine Höflichkeitsform, wie das "Sie" im Deutschen gibt es zwar, doch wird sie heutzutage kaum noch verwendet.

Da mir gerade noch zwei Sachen einfallen, die ich anmerken möchte, versuche ich von der Anrede, welche in gewisser Weise mit der schwedischen Bevölkerung zu tun hat, zu den schwedischen Frauen überzuleiten, da diese auch zur schwedischen Bevölkerung zählen.

Schwedische Frauen sind entgegen der allgemeinen Vorstellung nicht alle hübsch und blond. Es gibt zwar einige blonde Frauen, doch mir sind mindestens genauso viele andersfarbige begegnet. Das kann aber auch daran liegen, dass einige von denen eine zusätzliche Herkunft in der Abstammung haben. Hübsche Schwedinnen sind mir zwar schon einige begegnet, aber das Verhältnis dürfte in etwa ähnlich zu dem Verhältnis in Deutschland sein.

Bei der zweiten Sache, die mir eingefallen ist, handelt es sich um das Wetter. Darüber gibt es nicht allzu viel zu berichten, außer dass es etwas kälter, als in Deutschland ist. Vergleicht man aber die Vorhersagen bei wetteronline.de, so ist festzustellen, dass die Nächte hier manchmal um 1-2 Grad wärmer sind. Dafür ist es tagsüber nicht ganz so warm, wie in Deutschland und das Thermometer dürfte letzte Tage das letzte Mal über 20 Grad geklettert sein.

Nun fällt mir nichts mehr ein, obwohl es mit Sicherheit noch einige Sachen gibt, die ich hier erwähnen könnte. Da es aber schon spät ist und ich keine Lust mehr habe, werde ich weitere Unterschiede evtl. demnächst erwähnen. Ansonsten darf jeder gerne versuchen, sich hier selber ein Bild davon zu machen.


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